Statusmeldung

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Aktuelles vom Gesamtausschuss Diakonie

GA

30-Stunden-Woche in der Pflege – ein richtiger Vorstoß.
Die Politik muss für Verbesserungen den finanziellen Rahmen schaffen.

Die Thüringer SPD-Gesundheitspolitikerin Cornelia Klisch fordert eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit in der Alten- und Krankenpflege auf 30 Stunden. Bei vollem Lohnausgleich soll die Regelarbeitszeit in der Alten- und Krankenpflege schrittweise reduziert werden, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Diese Forderung hat die Branchenzeitschrift „Wohlfahrt intern“ zum Anlass genommen, uns als GA Diakonie um einen Kommentar zu bitten. In der Ausgabe 09/2022 ist dieser gemeinsam mit drei weiteren Beiträgen im Rahmen des Debattenschwerpunkts „Zeitgeschenke für die Pflege“ unter dem Titel „verkürzte Vollzeit muss sich lohnen“ als Namensbeitrag von Andreas Schlutter, Vorsitzender des Gesamtausschusses der Mitarbeitervertretungen in der Diakonie Bayern erschienen. Hier der Kommentar im Wortlaut.

Wohlfahrt

Es mag zunächst komisch anmuten in einer Verkürzung der Arbeitszeit die Lösung für den Fachkräftemangel in der Pflege zu suchen. Doch der Vorstoß von Cornelia Klisch ist richtig. Auch im Bereich der Diakonie Bayern, wo übrigens immer noch die 40-Stunden-Woche gilt, gibt es viele Teilzeitbeschäftigte. Sie nehmen Erwerbs- und damit spätere Altersarmut aus familiären oder gesundheitlichen Gründen in Kauf. Junge Kolleg:innen streben oft Teilzeit an, weil dies eine bessere Work-Life-Balance verspricht.

Mit einer stufenweisen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich steigen zugleich die Gehälter von Teilzeitkräften. Es braucht aber weitere Maßnahmen, um die Pflege attraktiv zu machen. Personalschlüssel müssen verbessert werden: Nur mit mehr (Fach-)Kräften pro Schicht besteht überhaupt die Chance auf verlässliche Dienstpläne, eine Grundvoraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wir haben einen hochgradig fragmentierten Sozialmarkt, auf dem gemeinnützige Träger mit privaten konkurrieren. Die Wirtschaftlichkeit steht so über dem Wohl von Personal und Patient:innen bzw. Bewohner:innen. In der Altenpflege wäre die Deckelung des Eigenanteils („Sockel-Spitze Tausch“) ein erster Schritt. Mittelfristig braucht es eine Pflegevollversicherung, wie dies z.B. vom DGB-Bundeskongress im Mai dieses Jahres gefordert wurde. Damit Pflegekräfte profitieren, wird zudem mehr nötig sein als die Neureglung der Zulassung zur Pflege durch Versorgungsvertrag ab September 2022. Denn wer sich z.B. an den AVR-Bayern orientiert, zahlt Pflegehilfskräften Gehälter, die sich nah am Pflegemindestlohn bewegen. Die durch die EU gewollte hohe Tarifbindung muss aber dazu führen, dass in der Pflege gute Gehälter bei kurzer Vollzeit selbstverständlich werden. Hier bleibt die Politik gefordert.

 

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